Sonntag, 22. Februar 2009

GESCHWISTER SCHOLL

Hier ein Artikel aus dem Spiegel zum Jahrestag der Hinrichtung der Geschister Scholl.


Die Studenten Hans und Sophie Scholl waren Mitglieder der Widerstandsgruppe "Weiße Rose" an der Münchner Universität. Nach einer Flugblattaktion in München gegen die Herrschaft des NS-Regimes wurden die beiden am 18. Februar 1943 verhaftet, vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 22. Februar 1943 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Das Ende der "Weißen Rose"
Tod unterm Fallbeil: Am 22. Februar 1943 ließen die NS-Machthaber die Geschwister Hans und Sophie Scholl hinrichten - sie hatten in Flugblättern und mit Wandparolen zum Widerstand gegen die Nazis aufgerufen.

"Nichts ist eines Kulturvolkes unwürdiger, als sich ohne Widerstand von einer verantwortungslosen und dunklen Trieben ergebenen Herrscherclique 'regieren' zu lassen. Es ist nicht so, dass sich jeder ehrliche Deutsche heute seiner Regierung schämt, und wer von uns ahnt das Ausmaß der Schmach, die über uns und unsere Kinder kommen wird, wenn einst der Schleier von unseren Augen gefallen ist und die grauenvollsten und jegliches Maß unendlich überschreitenden Verbrechen ans Tageslicht treten?" So begann das erste Flugblatt von Mitte Juni 1942 der "Weißen Rose" an der Universität in München. Neben den Geschwistern Hans und Sophie Scholl gehörten Alexander Schmorell, Christoph Probst und Willi Graf zu der Gruppe, allesamt Studierende an der Münchner Universität. Später schloss sich ihnen auch Professor Kurt Huber an. Dass sich die Widerstandsgruppe "Weiße Rose" nannte, ging auf einen Vorschlag von Hans Scholl zurück, der einen Roman von B. Traven gelesen hatte, in dem eine mexikanische Farm mit Namen "Weiße Rose" von einem US-amerikanischen Ölkonzern besetzt und ihr Besitzer ermordet wird.
"Aufruf an alle Deutschen"
Die "Weiße Rose" sollte nicht einmal ein dreiviertel Jahr agieren, doch ihre Mauerinschriften - vor allem in der Umgebung der Münchner Universität - und ihre insgesamt nur sechs Flugblätter, die vor allem anonym mit der Post verschickt wurden, hatten es in sich. Nie zuvor waren der Krieg und die Verbrechen der Nationalsozialisten so drastisch attackiert worden: "Der Krieg geht seinem sicheren Ende entgegen. Wie im Jahre 1918 versucht die deutsche Regierung, alle Aufmerksamkeit auf die wachsende U-Bootgefahr zu lenken, während im Osten die Armeen unaufhörlich zurückströmen, im Westen die Invasion erwartet wird. Die Rüstung Amerikas hat ihren Höhepunkt noch nicht erreicht, aber schon heute übertrifft sie alles in der Geschichte seither Dagewesene. Mit mathematischer Sicherheit führt Hitler das deutsche Volk in den Abgrund. Hitler kann den Krieg nicht gewinnen, nur noch verlängern." So steht es im "Aufruf an alle Deutschen", dem Flugblatt der "Weißen Rose" vom Januar 1943. Nachdem von diesem Flugblatt allein im Stadtkern von München rund 8.000 Exemplare aufgefunden wurden, die in den späten Abendstunden offenbar von mehreren Personen in Haus- und Hofeingängen, auf Bürgersteigen und anderswo ausgestreut worden waren, bildete die Gestapo eine Sonder-Kommission zur Ergreifung der Täter.
Obwohl auch in Wien, Augsburg, Stuttgart und Innsbruck Flugblätter der "Weißen Rose" aufgetaucht bzw. von dort aus mit der Post verschickt worden waren, konzentrierte sich die Fahndung der Sonderkommission sehr bald auf München. So schrieb der Gestapobeamte Robert Mohr in seinem Bericht: "Es war verhältnismäßig rasch festgestellt worden, dass die Briefumschläge der versandten Flugblätter von einer Münchner Couvert-Fabrik stammten und dass auch das zur Vervielfältigung verwendete saugfähige Schreibpapier mit ziemlicher Sicherheit in München gekauft worden sein musste. Hinzu kam, dass beim Postamt München 23, an der Ludwigstraße, von ein und derselben Person ungewöhnlich viele Briefmarken zu acht Pfennig gekauft worden waren. Der betreffende Postschalter-Beamte konnte sogar eine Personenbeschreibung geben. Schließlich deutete der Inhalt der Flugblätter darauf hin, dass der oder die Verfasser der Flugblätter über einen akademischen Bildungsgrad verfügen mussten. Auch war zu vermuten, dass die Adressen der Flugblattempfänger in München und Umgebung einem Studierendenverzeichnis der Universität München entnommen waren." "Freiheit!" Die Summe dieser Indizien führte die Gestapo im Februar 1943 schließlich auf die Spur der "Weißen Rose". Hans und Sophie Scholl sowie Christoph Probst wurden am 22. Februar 1943 vom sogenannten Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und noch am selben Tage gegen 17.00 Uhr hingerichtet. Alexander Schmorell, Professor Huber und Willi Graf wurden einige Monate später ebenfalls zum Tode verurteilt und hingerichtet. In den letzten Wochen, von Ende Januar bis Mitte Februar 1943, hatte die studentische Widerstandsgruppe ihre Aktivitäten auf zwei Themen konzentriert: Auf den Kriegsverlauf und auf die barbarischen Verbrechen der Nationalsozialisten. Hans Scholl kam zu dem Schluss, dass es höchste Zeit sei, dass die Kirche endlich aktiv gegen das Regime Stellung nehmen müsse. Am 8. und am 15. Februar 1943 brachten Hans Scholl, Graf und Schmorell an insgesamt 70 Stellen in München Mauerinschriften an. Sie lauten: "Hitler, der Massenmörder!" "Nieder mit Hitler!" und - neben einem durchgestrichenen Hakenkreuz - "Freiheit!"